Federvieh auf unserem Bauernhof

Vorweg: Einige der nun folgenden Texte sind älter. Verschiedenste Hühner und anderes Federvieh haben uns seit unserer Rückkehr auf den Hof begleitet. Viele von ihnen können wir hier leider nicht präsentieren - aber die besonderen.

2009 waren die Hühner die ersten Tiere, die mit uns auf den Hof gezogen sind. Elmar hat sie Miriam zum Geburtstag geschenkt. Vom Markt in Dortmund traten die ersten sieben Hühner in Pappkartons mit der U-Bahn (!) den Weg zu ihrem neuen Zuhause an. Hier laufen sie frei über den ganzen Hof und sind die einzigen wirklichen Nutztiere: Als Dankeschön für ihr gutes Leben versorgen sie uns mit frischen Eiern. Diese wollen jedoch erst gefunden werden: in den Nestern, auf dem Heuboden, in den entlegensten Ecken. Es ist ein bisschen wie Ostereier suchen. Zu fressen gibt es eine Getreidemischung, und im Sommer gibt es nichts Schöneres als ein behagliches Sandbad im Sonnenschein. Dies dient der Reinigung der Federn. Abends laufen alle Hühner von alleine in ihren Stall, den sie sich mit den Ziegen teilen. Gelegentlich zieht sich eines unserer Hühner zum Brüten zurück, und dann gibt es im Frühjahr ganz flauschige kleine Küken! Die männlichen Küken werden in der Regel geschlachtet, die weiblichen Küken verstärken unsere Eierlege-Crew.

 

Einige unserer besonderen gefiederten Freunde stellen wir hier nun vor.


Captain Future
Captain Future (2009 ist auf unserem Hof geboren und der Nachfolger von Heinrich, unserem ersten Hahn. Heinrich mussten wir leider schlachten, da er anfing, sich als Chef des ganzen Hofes zu fühlen und alle Menschen anzugreifen. Der Captain ist da ganz anders: er ist eher ein bisschen schüchtern, aber seine Hühner hält er gut zusammen.

Den Captain gibt es leider nicht mehr.


Baby
Baby ist unser Fünf-Millionen-Euro-Huhn. Aus Mitleid haben wir sie 2009 mitgenommen, weil sie so apathisch und zerzaust in ihrem Käfig saß. In der Folge mussten wir mehrmals mit ihr zum Tierarzt, sie von den anderen separieren und gesund pflegen. Baby dankt uns das mit unerschütterlichem Zutrauen und Anhänglichkeit: Sie kommt sofort angelaufen, wenn sie einen Menschen sieht, frisst aus der Hand und springt einem auch schon mal auf die Schulter. Dafür versteht sie sich nicht so gut mit den anderen Hühnern, denn in der Hackordnung ist sie an unterster Stelle.

2013 hat sie es irgendwie geschafft, sich beide Flügel zu brechen. Daraufhin ist Nadia mit ihr zur Tierklinik in Gießen gefahren, die sich auf Vögel spezialisiert hat. Ein Huhn haben die dort aber auch selten in Behandlung! Baby wurde operiert, die beiden Flügel geschient und sie zog in unseren Garten um. Dort hat sie sich im Sommer 2013 in den Kopf gesetzt, dass sie doch Mutter werden will. Da ihre eigenen Eier nicht vom Hahn befruchtet waren, setzten wir ihr kurzerhand Eier der anderen Hühner unter. Im Oktober lugten dann tatsächlich drei winzige Küken unter Babys Federn hervor. Jetzt laufen sie zu viert durch den Garten und leben in einem separaten Stall mit den Schafen und Hannes zusammen. Danach hat Baby 2015 noch einen Hundeangriff überlebt. Nach ärztlicher Behandlung mit Tropf lief Sie munter bis zum nächsten Habichtangriff, den sie überlebte, da sie von Krähen gerettet wurde.

Leider wurde Baby und schließlich die gesamte Verwandschaft 2016 vom Habicht geholt. Der Garten ist jetzt sehr, sehr leer und einsam.

Aber: viele neue Hühner, die nach Baby und ihrem Clan auf den Hof gekommen sind, haben den Garten - wenn auch nur tagsüber - wieder zurückerobert.


Unsere Pfauen
Pfauen gehören seit Jahrzehnten zum Hof Schulte-Tigges. Schon Elmars Vater, Jürgen, hatte einige frei auf dem Hof herumlaufen. Im Sommer ist es prächtig zu sehen, wie Otto - oder Oskar, oder wie der aktuelle Chef gerade heißt - sein Rad schlägt, um den Damen zu imponieren. Auch von den Pfauen haben wir schon zweimal Nachwuchs erhalten, welchen wir zum Teil auf befreundete Höfe abgeben. Die Pfauen sind selbstverständlich die Könige unter dem Geflügel auf dem Hof. Nachts schlafen sie hoch oben im Gebälk der offenen Scheune, und ab und zu gellt ihr durchdringender und charakteristischer Schrei von irgendwelchen Dächern oder Bäumen.


Unsere Laufenten (die wilden 13, obwohl es momentan nur vier sind)
Seit wir im Garten Gemüse anbauen, haben wir Schnecken. Viele Schnecken. Da wir kein Schneckenkorn o.ä. anwenden wollen, haben wir uns für Laufenten entschieden. 2012 hat Marco von seinem damaligen Lehrbetrieb drei Laufenten mitgebracht, einen Erpel und zwei Entendamen. „Die wilden Dreizehn“, wie wir sie nennen, haben sich gut bei uns eingelebt. Ursprünglich sollte ihr Wirkungskreis auf den Garten beschränkt sein – hier haben sie einen kleinen Stall, in dem sie nachts eingesperrt werden, und eine Wasserwanne. Doch zu verlockend war der große Teich außerhalb des Gartens – seit mehreren Monaten umfasst „ihr Revier“ auch den angrenzenden Apfelhof mit Teich. Trotzdem kommen sie jeden Abend zurück und lassen sich brav in den Stall treiben. Die Enten lieben schlechtes Wetter. Je schlechter das Wetter, je regnerischer oder je mehr Schnee gefallen ist, desto wohler fühlen sie sich - und erwarten natürlich, dass man ihnen im Winter jeden Tag das Eis auf ihrer Badewanne zerschlägt. 2013 gab es auch direkt Nachwuchs – zwei flauschige kleine Entenküken. Leider hat nur eines überlebt, so dass sie jetzt immer im Viererpack unterwegs sind. Schnecken im Garten haben wir jedoch immer noch…

Diese schöne Entenstory ist leider auch seit Jahren Geschichte. Immer mal wieder haben wir Laufenten - mal mehr oder mal weniger - zu Gast bei uns auf dem Hof.


Dumm und Dümmer
Unsere zwei Perlhühner haben sich ihre Namen redlich verdient: Sie waren wirklich dumm und haben uns regelmäßig zum Lachen gebracht. Und sie waren laut! Es fand sich immer ein Anlass, laut zu schreien und damit alle Menschen zu nerven. Leider wurden beide Perlhühner im Abstand von einem Jahr Opfer von Hunde-Attacken. Erst als sie nicht mehr da waren, wussten wir ihre Anwesenheit richtig zu schätzen.


Westfälische Totleger (das Agententrio)
2013 erhielten wir zur Verstärkung unserer Hühnerbande drei westfälische Totleger vom Tierpark Dortmund. Westfälische Totleger sind eine alte vom aussterben bedrohte Hühnerrasse, von der es in Deutschland noch rund 2000 gibt. Sie legen sehr viele Eier. Bisher konnten wir hiervon allerdings noch nichts feststellen, oder sie verstecken ihre Eier sehr gut. In der ersten Nacht dachten wir, den drei Damen hätte es nicht bei uns gefallen – sie waren nirgends zu finden. Schließlich lüftete sich das Geheimnis. Die Totleger schlafen nicht im Hühnerstall mit den anderen Hühnern, sondern auf dem obersten Balken unter dem Dach der offenen Scheune. Nun gut, hier sollten sie nachts auch vor Raubtieren sicher sein…
Zum Namen: Diese Hühnerrasse hat eine sehr gute Legeleistung, weshalb sie früher "Alltagsleger (alle Tage) oder "Dauerleger" genannt wurde. Daraus wurde durch Einfluss der plattdeutschen Sprache "Doutleijer", woraus sich dann wiederum Totleger abgeleitet hat.

Mehr Informationen zu dieser Hühnerrasse findet sich auf den Seiten der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH).